Regionales | 17. Oktober 2021 | Daniel Adler
Pfälzer Wein erntet Respekt in Heidelbergs Gastronomie
Weingut Reichsrat von Buhl
„Momentan befinden wir uns in der schönsten Jahreszeit der Winzer, nämlich der Weinlese. Hier werden schon früh am Morgen die ersten Trauben aus unseren Weinbergen angeliefert“,
erzählt uns Simone Frigerio, der seit April 2021 eine große Verantwortung trägt: Er ist Kellermeister auf dem Weingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim und damit verantwortlich für die Verarbeitung dieser Trauben und die Produktion so manchen edlen Tropfens.
Immer wieder trifft man die Weine des Weinguts Reichsrat von Buhl im Heidelberger Nachtleben. Viele unserer Partner werden von hier beliefert. Am 4. September durften wir uns deshalb bei der Präsentation der „Großen Gewächse“ auf dem Weingut selbst ein Bild davon machen, wo die flüssigen Gaumenschmeichler herkommen, die in der Heidelberger Gastronomie, zum Beispiel im Cenneto, so beliebt sind.
Für Euch haben wir uns das Weingut, das auch Teil unserer Veranstaltungsreihe „Weinnacht“ war, einmal näher angeschaut und uns mit David Copenhaguen und Simone Frigerio unterhalten, um dem erfolgreichen Geschmack auf den Grund zu gehen.
Auf das Weingut kam Simone, der Bachelor in Weinbau und Önologie, nach vielen Stationen in der ganzen Welt. Nach seinem Studium in Mailand folgte Simone immer seiner Nase – und seinem Herzen. Er entdeckte sogenannte „Terroirs“ (nennt er als Ausdruck von Boden, Klima, Pflanzen, Handarbeit, Kultur und Tradition) in Australien, sammelte Erfahrung und Wissen in Kanada, Kalifornien, Chile und Südafrika, aber auch in England. England? Genau. Die strukturierten und fruchtbaren Böden und das perfekte Klima dort eignen sich sehr gut für die Herstellung von Schaumweinen. Nach Anstellungen als Kellermeister in der Toskana und auf Sizilien kam Simone nach Deutschland. Was ihn hier in der Pfalz heute antreibt?
„Mein Ziel als Kellermeister ist es, die besten Weine aus unseren großartigen Terroirs zu kreieren, die die Herkunft der Trauben nachhaltig in sich tragen.“
Er liebt die Arbeit in der Natur.
„Als Önologe sehe ich es als meine Aufgabe an, die Böden durch unsere Weine zu interpretieren, ihre natürliche Entwicklung und ihren Ausdruck zu unterstützen, sowie den nachhaltigen, respektvollen Weinbau zu stärken.“
Und besonders viel Spaß macht diese in der Pfalz.
„Die Pfalz ist etwas Besonderes und gilt nicht ohne Grund als die Toskana Deutschlands. Hier wachsen Zitrus-, Oliven- sowie Feigenbäume. Das Klima ist mit keinem anderen Anbaugebiet in Deutschland vergleichbar.“
Besonders an der deutschen Weinstraße ist in jedem Ort das Terroir in unterschiedlichster Weise ausgeprägt.
„Diese Vielfalt an Böden und klimatischen Bedingungen machen die Weine von der deutschen Weinstraße zu etwas ganz Besonderem.“
Die Aufgaben eines Kellermeisters sind sehr unterschiedlich, je nach Jahreszeit. Momentan werden die Trauben angeliefert, und daher täglich das Team an der Presse und im Keller eingewiesen und vorbereitet.
Gegründet wurde das geschichtsträchtige Weingut schon 1849 von Franz Peter Buhl. Entstanden ist es durch die Erbteilung des Jordanschen Weingutes in die drei kleinere Weingüter Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und Dr. Deinhard (heute Weingut von Winning). Das besondere Aushängeschild des Weinguts sind die vielen Rieslingsorten.
„Riesling ist so vielseitig und kann sich in so vielen verschiedenen Spielarten zeigen, dass es für jeden Tag und jeden Geschmack einen passenden gibt,“ erzählt uns Simone.
Als zertifizierter Bio-Betrieb ist Reichsrat von Buhl aktiver Botschafter des naturnahen, nachhaltigen Weinbaus und bester deutscher Weine. Bei unserem Besuch beeindruckt uns vor allem die Zeitlosigkeit, die Balance aus Tradition und Moderne, die im ganzen Weingut spürbar ist.
Simone erklärt das so:
“Die Gutsgebäude atmen Geschichte aus jeder Ecke, trotzdem sind sie behutsam mit zeitgemäßen Akzenten ausgestattet worden. Alt aber nicht altbacken, so könnte man es beschreiben. Dazu passt, dass wir zwar eines der traditionsreichsten Häuser der Pfalz sind, aber auf allen Ebenen aber genauso viele “alte Hasen“ wie junge Kollegen haben.“
Das Lagenportfolio ist beeindruckend, das Weingut darf 56 Hektar Rebfläche in den besten Lagen an der Mittelhaardt sein Eigen nennen. Auf diesen Parzellen wächst und entsteht ein umfangreiches Sortiment, vom einfachen Basiswein über die Gutsweine bis hin zu den Grossen Gewächsen, sowie die hochwertige Sekt Kollektion. Wie schafft man es, solche hervorragenden Weine herzustellen?
„Generell gilt es beim Wein das Beste daraus zu machen, was einem die Natur gibt. Das kann von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein, weswegen es auch kein Patentrezept gibt. Ein guter Wein braucht Spannung und Balance. Ein Riesling beispielsweise sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Säure und Extrakt besitzen. Beim Rotwein gilt es die Tannine harmonisch einzubetten.“
Wichtig ist aber natürlich die Lage der Anbaugebiete.
„Besonders stolz sind wir auf unsere Grossen Gewächs Lagen, vor allem die „Ursprungsgewanne“ des Forster Ungeheuer, die wir unser Eigen nennen dürfen. Insgesamt sind wir im Besitz von acht Grossen Gewächs Lagen aus Deidesheim, Forst und Ruppertsberg, die wir mit viel Sorgfalt und ökologischer Überzeugung bewirtschaften“.
Grosse Lagen sind die Lagen, die der VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) als die besten Weinberglagen eines jeden deutschen Anbaugebiets klassifiziert. Diese höchste Kategorie einer klassifizierten Lage wird international oft – analog zum Burgund – als Grand Cru bezeichnet. Wenn die Weine aus einer VDP.Grossen Lage trocken ausgebaut werden, dürfen sie sich VDP.Grosses Gewächs nennen, die Spitze der VDP-Qualitätspyramide.
Wer sich selbst vom Geschmack überzeugen möchte, der kann zu einer geführten Weinprobe mit Kellerführung in der dortigen Vinothek vorbeischauen. Aktuell gibt es hier zum Beispiel den „2019 Forster Ungeheuer Riesling VDP.Grosses Gewächs“, der einen Besuch wert wäre. Er ist kraftvoll, hat eine gute Balance aus Frucht und der typischen Forster Würze, ein hohes Reifepotential und ist trotzdem jetzt schon sehr gut entwickelt. Dieser Wein wurde erst kürzlich von „Mundus Vini“ zum besten deutschen Riesling gekürt.
Das Weingut bietet Weinbergführungen an und sogar Seminare zu den Themen Schokolade & Wein, Sensorik, Käse & Wein und vielen mehr. Neu sind aufgrund der veränderten Zeiten auch die Online-Weinproben, zum Beispiel als Gruppen-Weinproben für Feste und Firmenfeiern.
Auch auf Messen wie beispielsweise der ProWein in Düsseldorf kann man die Schätze aus Simones Keller kosten.
Weingut Reichsrat von Buhl
Weinstraße 18-24, 67146 Deidesheim
Telefon: 06326 96500
www.von-buhl.de
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von Daniel Adler