Cenneto Weinbar Altstadt

„Ich würde behaupten, zu meinen Stärken zählt, dass ein >Nein< mich immer aufgeilt. Zum Leidwesen meiner Frau, leider.“

Ob sein 7 Monate alter Sohn diese Eigenschaft wohl geerbt hat? Koray, gelernter Hotelfachmann, arbeitet in der Gastronomie schon seit er 14 ist. Mit voller Überzeugung kann er heute sagen:

„Mir war schon früh klar: ich bin Gastronom. Gastronomie und ihre Vielfalt ist meine Leidenschaft“.

Für ihn gibt es wenige andere Berufe, in denen man so kreativ arbeiten kann und die Ergebnisse seiner Arbeit sofort sehen kann. Als Angestellter in der Gastronomie sah er seinen hohen Zielen immer Grenzen gesetzt. Deshalb war sein Ziel immer selbstständig zu werden.

Von 2017 bis 2019 arbeitete der 32-jährige Heidelberger beim Weingut Knipser in der Pfalz. Das Thema Wein hat ihn von Anfang an gefesselt, auch wenn so manche Begrifflichkeit ihm spanisch vorkam. Gespräche mit Winzern googelte er im Nachhinein. YouTube wurde sein abendlicher Dolmetscher für Begriffe wie „Cuvée“ und „junger Wein“.

Er fragte sich: „Was ist denn junger Wein? Gibt es auch alten? Und wie schmeckt der dann? Und was ist runder Wein? Gibt es auch eckigen? Und wieso heißt es eigentlich >mit Aromen von Früchten Oft wurde er gefragt: „Hä? Sind da Früchte drin? Ich dachte, Wein entsteht aus Trauben?“

„Das ging mir nach einer Weile auf den Senkel“, erinnert sich Koray.

„Warum kann man nicht geradeaus sagen, was gemeint ist, und muss drumherum reden? Für mich waren das Fremdwörter.“

Gleichzeitig beobachtete er, dass die Kundschaft für hochwertige Tropfen immer jünger wurde.

Eine coole Bar, in der er die Weine ausschenken und verkaufen konnte, war für ihn dann nur die logische Konsequenz daraus. Eine Weinbar, die Wein ganz anders präsentiert: Knapp, qualitativ hochwertig, lecker und auf den Punkt gebracht.

Bereits seit 2019 betreibt Koray mit seiner Frau Canan in Heidelberg das Cenneto, eine Weinbar mit Weinhandel.

Mit dem Cenneto stellte er die Weinlinguistik komplett auf den Kopf. Am Tresen bestellt man hier statt „jungem“ Wein eher eine „frischen“, statt „Cuveé“ eher einen „Mix“ aus den Rebsorten.

Im Pfaffengrund kennt man Koray bereits, aber das neue Weinverständnis erobert nun weiteres Terrain: Letzten Samstag eröffnete das neue Cenneto in der Altstadt, in der Steingasse 16. Das Team besteht aus Freunden: Koray und Canan haben für diese Expansion Florian Hofstätter und Domenico Montinaro ins Boot geholt. Zusammen gestalten sie hier an der alten Brücke eine Bar, in der man easy und gelassen in den Feierabend socialisen kann, ohne sich die Zunge zu verhaspeln, wenn man über Wein spricht.

„Denn Wein trinkt sich in Gesellschaft am besten.“

Für alle bisherigen Cenneto Pfaffengrund-Fans: keine Sorge! Das wird weiterhin bestehen bleiben, ist jedoch ausschließlich für Gäste mit Reservierung gedacht, sowie für Veranstaltungen.

Aber damit nicht genug: auch in der Bahnstadt will das Cenneto Weinliebhaber mit Lust auf modern wine in Zukunft begeistern. Ab Juni soll das neue Cenneto dort an den Start gehen. Die 3 Standorte sind von der Lage und vom Ambiente durchaus verschieden.

Das Motto bleibt bei allen drei aber identisch: „Wein ist unkompliziert, bei uns wird der Wein nicht tot geredet sondern es geht vielmehr um den Spaßfaktor miteinander. Gäste kommen als Gäste und gehen als Freunde.“

Was sie zusammenbringt sind leckere Pfälzer Weine und Naschereien wie die die Cenneto Tapas Platte oder die Maultaschen in bester Großmutter-Qualität vom Nachbarladen „Herr Kächele“, das zeitgleich mit dem Cenneto eröffnet, und das Florian und Domenico betreiben.

Wenn man dann mit seinen neuen Freunden die Bar verlässt, laden auch die saftigen Burger von Joe Molese in direkter Nachbarschaft zum Reinbeißen ein.

Cenneto setzt auf Minimalismus, ganz nach dem Grundsatz: Weniger ist mehr. Aber richtig.

„Für uns ist ein Aperol Spritz nicht ein Aperol Spritz, sondern dieser hat zu schmecken als wäre man in Venedig im Urlaub, unvergesslich!“

Also wir würden demnächst gern mal den Urlaub in Venedig aus Heidelberg testen. Wer noch?