

Nomad, Joe Molese und uuuhmami in der Coronakrise
ein Gespräch mit Marco Panzini und Suna Aslan.
„Die hochsensible Phase beginnt jetzt.“
Der Sonntagsbrunch mit der besten Freundin im Lieblingscafé, der genussvolle Biss in den saftigen Burger, umgeben von Freunden, im Restaurant – vor ein paar Wochen noch recht unspektakuläre Unternehmungen, doch mittlerweile sehnsüchtig herbeigesehnte Ereignisse. Es steht außer Frage, dass viele Menschen aufgrund der Coronakrise aktuell weitaus größere Sorgen haben als den Zeitpunkt des nächsten Restaurantbesuchs: Existenzen stehen auf dem Spiel, Familien werden mit Kinderbetreuung und Homeschooling belastet und die Sorge um das Wohl und die Gesundheit der Liebsten ist immer präsent. Auch Marco Panzini und Suna Aslan begleiten diese Ängste: als Gastronomen, junge Eltern und Menschen.


Marco ist Inhaber des Burgerrestaurants Joe Molese in der Heidelberger Steingasse, Suna führt zusammen mit ihrem Partner Ellis Osabutey die Cafés Nomad in Neuenheim und in der Weststadt. Darüber hinaus eröffneten die beiden vergangenes Jahr zusammen mit Marco das uuuhmami, ein Lokal, das echte italienische Küche in moderner Interpretation anbietet. Doch seit März sind ihre Läden, wie man sie bisher kannte, geschlossen. Mit viel Kreativität haben Suna und Marco versucht, sich der Krise anzupassen, aber ein bitterer Beigeschmack bleibt.
„Ellis und ich betreiben das Nomad, wir haben Ende 2016 das Café in der Weststadt aufgemacht und das in Neuenheim im April 2018. Wir wollten eigentlich gerade mit dem dritten Standort durchstarten, sind dann aber kurz vor den Coronaschließungen zurückgetreten – das war unser Glück“
, so Suna über die Zeit kurz vor der Krise. Das Coronavirus verhinderte nicht nur ein weiteres Nomad-Café, sondern stellte das Leben der beiden komplett auf den Kopf, erzählt uns Suna weiter:
„Nichts ist mehr so, wie es war. Auf der einen Seite ist es eine Chance, da man viele Prozesse überdenken kann, auf der anderen Seite steht alles, was man sich aufgebaut hat, jetzt auf der Kippe. Für das Nomad sehen wir die Krise aber als Chance und jonglieren aktuell zwischen Familie und Selbstständigkeit.“
Um die Situation zu meistern, bietet das Nomad nicht nur seine aktuelle Auswahl an Kaffee, Frühstück und Mittagessen zum Mitnehmen an – man kann das Café auch auf anderem Weg unterstützen. Beispielsweise durch den Erwerb einer ganzjährigen Kaffeeflat für 600 Euro oder einer Monatsflat für 69 Euro. Auch ein Supporter Pack, bestehend aus 200 g hausgemachtem Granola und einem Cappuccino, kann für 15 Euro erworben werden.
„Regulär würde man dafür 8,20 Euro bezahlen, aber so tut man etwas Gutes und bekommt noch was dafür“, erklärt Suna das Konzept des Supporter Packs.
Die Kaffeeflats wurden schon von einigen Leuten in Anspruch genommen. Ein cleverer Weg, um aktuelle Kosten decken zu können.


Ähnlich wie das Nomad verkauft das Joe Molese gerade to go. Für das uuuhmami wurde der Straßenverkauf eingestellt, da er sich für das große Restaurant nicht lohnt. Was die finanzielle Unterstützung angeht, verfolgt Marco im uuuhmami und im Joe Molese ein ähnliches Konzept wie das Nomad und treibt die Deal-Idee dabei auf die Spitze.
So kann man auf den Webseiten der Lokale verschiedene Deals abschließen, die nach der Krise eingelöst werden können. Neben kleineren Angeboten wie dem Burger-Deal oder der Burger-Flat sticht bei Joe Molese vor allem der All-in-Deal heraus: Hier werden einmalig 10.000 Euro gezahlt und der Käufer kann danach ein Leben lang im Lokal ein und aus gehen, ohne jemals wieder zur Kasse gebeten zu werden.
Zum gleichen Preis kann im uuuhmami eine All-inclusive-Party für bis zu 100 Personen vorbestellt werden. Marco führt dabei offen an, dass jeder Deal ein Risiko darstellt:
„Der Punkt ist der: Wir wissen einerseits nicht, ob wir überleben, andererseits wissen wir aber, dass es zwar Leute gibt, die einfach nur die Läden unterstützen wollen, aber auch Leute, die wollen einen Deal: Diese Option hilft uns, denn wir bekommen sofort Hilfe, andererseits bekommt der Gast eine Rabattierung!“
Marcos und Sunas produktives Krisenmanagement ist nur eine Seite der Medaille. Die beiden haben eine anstrengende Zeit der emotionalen Achterbahnfahrten hinter sich.
„Am Anfang dachte ich: Das war’s, wir machen alles zu. Fertig. Dann, als das Deal-Programm losging, folgte darauf eine unfassbare Resonanz, die mich in die Pflicht nahm, nochmal Gas zu geben“
, erzählt Marco.
„Jetzt müssen wir uns aber schon überlegen: Was passiert im nächsten Jahr?“
Ihm ist klar: Wenn die Gastronomiebetriebe wieder öffnen dürfen, ist die Krise noch lange nicht überstanden. Deswegen Marcos Appell:
„Das Wichtigste ist, dass die Leute wissen, dass die Krisenzeit für die Gastronomie eigentlich jetzt erst beginnt. Die Gastro macht wieder auf mit ihren acht Plätzen und alles ist gut: Das ist nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Jetzt beginnt die hochsensible Phase.“
Dabei darf nicht vergessen werden, dass es nicht nur um die Rettung der Lokale, sondern auch um die Menschen und Familien, die dahinterstehen, geht.
„Wir sind nicht nur Businessleute. Du fühlst für deine Mitarbeiter, das Geschäft muss laufen und dann hat man noch Familie. Ich glaube, das ist so ein Aspekt, der ein bisschen zu kurz kommt: was für einen Knochenjob wir machen.“
Auf die Frage, was sich die beiden für die nächste Zeit wünschen, meint Suna:
„Wenn die Krise dazu führen würde, dass die 7%-Mehrwertsteuer auf Inhausverzehr dauerhaft durchgesetzt wird, wäre das der Knaller. Für Speisen ist das jetzt für ein Jahr festgesetzt worden.“
Marco fügt hinzu:
„Wünschen würde ich mir, dass es möglichst zeitnah normal weitergehen kann und die Leute etwas bewusster weggehen und sich an der Sache erfreuen und nicht immer den Fehler suchen.“


Ihr wollt das Joe Molese, uuuhmami oder Nomad unterstützen? – Dann schaut doch mal auf
––– www.joemolese.com –––
––– www.uuuhmami.com –––
––– www.startnext.com/save-nomad –––
vorbei.