
5 Fragen an Tom Zsanko
1. Wie erlebst du beruflich den Lockdown?
Zwangsschließung, Umsatz (quasi) Null. Als Einzelunternehmer steht man gleich mit einem Bein über dem Abgrund. Aber statt Schockstarre haben wir gleich einen kleinen Lieferdienst eingerichtet. Allerdings übersteigt der positive therapeutische Effekt bei weitem den betriebswirtschaftlichen.
Glücklicherweise ist niemand aus meinem Team vom Friedrich finanziell soweit abhängig, dass Er/Sie in eine bedrohliche Lage gerät. Was mir jedoch viel Sorgen bereitet, ist die Zeit nach der Totalen. Egal welche Beschränkungen man uns Gastronomen auferlegt, die Gefahr ist groß, dass wir durch künstliche Kapazitätsgrenzen mehr Geld verbrennen, als wenn wir komplett runtergefahren bleiben.
Unsere Visionen, Bemühungen, Kalkulationen, Mieten, Verträge, Strukturen und Prozesse sind nicht auf 40% o.Ä. ausgelegt. Unsere Konzepte funktionieren mit sozialer Nähe und haben diese als Grundlage. Es wird nicht helfen, wenn nur wir Betreiber umdenken.
2. Wie erlebst du privat den Lockdown?
Fahrradunfall, Kreuzbandriss. Privat bin ich also hauptsächlich damit beschäftigt, zu genesen. Lockdown, Quarantäne und Krüppel auf Zeit. Ein echter Stresstest für eine Beziehung. Läuft aber trotzdem gut bislang, noch wollen wir dieses Jahr heiraten.
3. Maskenpflicht, weniger Soziale Kontakte, keine Veranstaltungen … ganz schön hart. Was stört dich am meisten an der Krise?
Stichwort Verschwörungsprediger. Ich glaube längst nicht alles, was man mir vorwäscht, aber es macht mich wütend, dass diese Krise eine ganz besonders willkommene Plattform für Naive, Einfältige, Unruhestifter, Unverbesserliche und Aufrührer bietet. Genauso wenig gefällt es mir, dass es natürlich wieder einige wenige Skrupellose geben wird, die einen echten Reibach machen werden und das zu Lasten Vieler.
4. Nimmst du auch positive Veränderungen durch die Krise wahr und warum?
Klar. Im Endeffekt wirkt sich jede Erkenntnis(-erfahrung) positiv aus. Wichtigste: echte Solidarität! Es gibt Sie! Im näherem sozialen Umfeld, privat, wie auch geschäftlich. An dieser Stelle: aufrichtigen Dank an alle Freunde des Friedrich(s), die uns unterstützen und Mut machen! Zweitwichtigste: meine Berufswahl ist richtig gewesen. Mir fehlt das, was ich normalerweise tue, sehr.
Globale: das komplexe Gefüge unserer Gesellschaft ist seiden. Das ist hoffentlich jetzt jedem klar. Mit Glück lernen Viele daraus Etwas und es stärkt uns Alle.
5. Was machst Du als Erstes, wenn die Anti-Corona-Maßnahmen wieder aufgehoben sind?
Dieses Szenario ist eher ein hypothetisches, da dieser Spuk offensichtlich nicht so plötzlich vorbei sein wird, wie er gekommen ist.
Aber ich würde mir ein Corona aufmachen und zufällige Umarmungen verteilen.
Cheers!